Seit gestern haben wir bei Anonym-Chat das Thema Toleranz mit aufgenommen. Wer schon einmal bei einer Selbsthilfegruppe teilgenommen hat oder einfach nur die (echten oder gespielten) Selbsthilfegespräche z.B. in einem Video mitverfolgt hat, dem wird bestimmt aufgefallen sein, dass der Auslöser vieler Konflikte durch ablehnende Haltungen entstehen. Reagiert zum Beispiel der Vater mit Ablehnung gegenüber dem Outing der Tochter, kann dieser Umstand schnell zum Alkoholismus führen und das sowohl beim Vater als auch der Tochter. Oder wenn ein Soldat im Kriegseinsatz eine schwere Behinderung erleidet, so kommt es häufig vor, dass danach sich weder Freunde noch Bekannte für die Person, die man zuvor war, noch interessieren.
Ein tolerantes Miteinander bedeutet also ein aufgeschlossenes und empathisches Grundverständnis gegenüber den Anderen zu entwickeln. Das fällt sicherlich vielen Menschen schwer, da solche Situationen eher selten so stark emotional aufgeladen erscheinen. Denn etwas weniger Bekanntes wirkt auf uns entweder beängstigend oder verspricht eine zu unbequeme Grundhaltung, auf die man nur schwer aufzuspringen kann. Doch für Ausreden die dagegen sprechen, können wir uns dann sehr viele Gründe zurechtlegen.
Das ist auch eines der Gründe, warum Toleranz ein passendes Thema sein kann, worüber man sich in Selbsthilfegruppen gut austauschen kann. Denn nicht Jeder traut sich vielleicht auch mal gegen Fremdenhass zu sprechen, obwohl die Tendenz gegenüber bestimmter Personengruppen eher abweisend ist. Umgekehrt möchte vielleicht eine oft bedrängte Person Antworten auf die zunehmende Fremdenfeindlichkeit erfahren.
Hier findet man auch die Gelegenheit, sich mit Personen austauschen, bei denen man nicht unbedingt wissen muss welcher Nation, sexueller Gesinnung oder sonstiger Orientierung wer ist. Schließlich teilen wir alle die gleichen Grundbedürfnisse und oft auch sehr ähnliche Werte. Das zu akzeptieren ist vielleicht der erste Schritt für eine offenere und hoffentlich friedlichere Welt.