Inzwischen sind es etwa zwei Jahre, wo ich mit mit der Entwicklung von Anonym-Chat und Selbsthilfe-Netzwerk begonnen habe. So eine lange Zeit für ein Projekt zu investieren und zwei Webdienste auf die Beine zu stellen, hat ohne Zweifel viele Emotionen bei mir geweckt. Besonders dann wird es einem immer deutlicher, wenn die eingeplanten Ersparnisse immer geringer werden und die Nervosität sich andersherum vergrößert. Etwas Druck kann aber nicht schaden, wenn man so ein großes Vorhaben bewerkstelligen möchte.
Nun ist der erste große Launch vollbracht und die Vision kann sich (zumindest für mich) sehen lassen 😀
Statt jetzt im ausfühlichen Kontext mit einem langweiligen Lebenslauf anzufangen, um ein übliches Über-Mich Klischee zu füllen (kleines Selbstporträt reicht auch), möchte ich lieber ein wenig über den Weg der Entwicklung dieser Plattform schreiben:
Wie bei fast jedem Softwareprojekt war mir nicht wirklich klar, was hier am Ende so rauskommen wird. Auch mit der Projektdauer war in Wirklichkeit nur ein Jahr Aufwand vorgesehen. Doch erst mit der Zeit wurde mir bewusst, dass die Idee eine neue Charakternote braucht. Denn mittlerweile lässt sich so gut wie alles im Internet finden. Die Herausforderung war also die Suche nach einem Werkzeug, den die Menschen brauchen, aber noch nicht wirklich etwas davon wissen.
Gut, vielleicht ist die letzte Anmerkung etwas zu hoch gegriffen. So ganz abwägig ist sie für mich jedoch nicht. Bei Anonym-Chat wollte ich zum Beispiel einen Chat entwickeln, bei dem eine echte anonyme Kommunikation in Gruppen stattfinden kann. Doch zur Anonymität gehört noch so viel mehr als nur so wenig Daten wie möglich zu erheben. Es sind oft die unscheinbaren Informationen, die bereits zu viel von der eigenen Identität preisgeben. Außerdem muss die Applikation vor weiterem Missbrauch geschützt werden, damit die Teilnehmer nicht selbst in die Falle von unliebsamen Besuchern geraten und ihre privaten Daten freiwillig teilen.
Da Psychologie und Soziales zu meinen Hobbies zählen, war mir dann ebenso klar, dass das Projekt in diese Richtung einschlagen sollte. Zum Glück haben mich meine bisherigen Erfahrungen in Bezug auf Medizinprodukte in diesem Bereich etwas sensibilisiert. Denn wie Jeder weiß, tragen medizinische Themen sehr viel Verantwortung mit sich und eine Software in diesem Gebiet sollte nur mit viel Bedacht weiterentwickelt werden.
Persönliche Konflikte lassen sich zu einem Großteil auch ohne ärztliche oder therapeutische Hilfe durch Selbsthilfegruppen behandeln. Was mir dazu aufgefallen ist: keine der von mir gefundenen
(Online-)Angebote zu Selbsthilfegruppen sind wirklich anonym!
Darum fragte ich mich, ob es durch Anonym-Chat nun möglich sei auch die Menschen zu erreichen, die sich weniger trauen nach Hilfe zu suchen. Denn auch mich persönlich wirkt es eher abschreckend, wenn meine privaten Gespräche
bei den Plattformen im Klartext gespeichert werden. Anschließend ist man sich dann nie so ganz sicher, ob dort die Daten auch wirklich diskret behandelt werden. In solchen Fällen kann Anonym-Chat wohl die bessere Wahl sein.
Mit Anonym-Chat setze ich daher auf Vertrauen in die richtige Technik und die passenden Themen. Die Teilnehmer sollen nicht vom dem Gefühl überschattet werden, dass ihre Geheimnisse irgendwo Anders wieder auftauchen könnten. Mir liegt es daher fern, die Daten mit irgendwelchen anderen Diensten zu teilen. Auch die Gespräche unter den Gruppen können durch die Plattform nicht gesammelt werden, wodurch die Teilnehmerdaten auch in Zukunft nicht angreifbar für irgendwelche Datenlecks sein werden.
Somit verfolge ich mit Anonym-Chat unter anderem folgenden Ziele:
Soweit ich das nun selbst beurteilen kann, ist mir das bei Anonym-Chat gelungen.
Doch mit einer solchen Festung am Ende (mit den üblichen Mitteln) Geld zu verdienen, ist dann nicht wirklich realistisch.
Deshalb kam mir dann die ergänzende Idee zu einem passenden Gegenspieler für Anonym: Nach und nach entwickelte sich das öffentliche Forum Selbsthilfe-Netzwerk! Die Teilnehmer
hier werden zwar nicht mehr im privaten Raum betreut, aber in einem Forum ist das ja für Gewöhnlich so gewollt. So lange beide Seiten getrennt voneinander laufen, sollten nicht ganz anonymisierbare Inhalte wie Cookies
kein Problem sein.
Ob meine Vorstellungen für einen offenerem Umgang zu den Selbsthilfe Themen damit aufgeht, wird sich damit erst zeigen müssen. Ob daraus ein „nützliches Hilfe-Werkzeug für Jedermann“ werden kann, finden wir hier
hoffentlich gemeinsam heraus 😉