Wie lautet der eine Spruch bei Spiderman nochmals?

„Aus großer Wut folgt große Verantwortung“

Nein, ganz sicher nicht! Denn wer glaubt schon, dass die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft ein Aggressionsproblem hat?!
Und was ist mit Spidermans großen Bruder Hulk, der ebenfalls aus dem Marvel Universum kommt? Genauso wie Hulk haben viele Menschen ihre Wut nicht immer so gut unter Kontrolle. Doch statt grün vor Wut anzulaufen, laden sie ihren Zorn gerne auf Andere ab. Denn der aufgeheizte Impuls kann leider nicht einfach ignoriert werden und ein Ausschalter, der den Zorn einfach ausknipst, ist offenbar noch nicht erfunden worden. Lässt man die Wut nicht raus, riskiert man statt einer Explosion die nach innen gerichtete Implosion. Magenkrämpfe, hoher Blutdruck, Schlafstörungen können einige der Folgen sein, wenn die aufgestaute Wut sich gegen einen selbst richtet.

Die Wut sollte man auch nicht wie bei einem kaputten Staudamm direkt an Ort und Stelle rauslassen, sonst riskiert man wahrscheinlich noch mehr Ärger. Dieser Ärger zeigt sich dann entweder in Form von Scham für sich selbst oder hinterlässt einen negativen Beigeschmack bei den Anderen.

Doch wenn Wut richtig kanalisiert rausgelassen wird, kann es auch positive Nebenfolgen haben: Es kann uns in Bewegung versetzen und uns dazu motivieren etwas in unserem Leben zu verändern. Eigentlich ist der richtige Weg dafür nicht sonderlich kompliziert.

Doch wie man auch bei Hulk gut erkennen kann, kann die Kraft der Wut uns auch regelrecht lähmen. Während des Aufgebracht seins hindert es uns gerne mal die richtigen Entscheidungen überhaupt zu erkennen und sie richtig anzuwenden. Wie der Spruch am Anfang bereits gut darstellt, sollten wir unsere Verantwortung darin sehen, dass wir unsere Wut im Griff behalten. Wie mit einem Blitzableiter sollten wir unsere Energie in die richtige Richtung lenken, um nicht einen Hausbrand zu riskieren. Das kann in etwa so aussehen, dass wir den Menschen, der uns wütend macht nicht direkt vor Allen anschreien und somit bloßstellen. Besser wäre ein Zweiergespräch, wo wir unser Missgunst sachlich zum Ausdruck bringen. Doch selbst wenn man mit so einer Person nicht wirklich reden kann, ist das kein Grund Jemanden zu demütigen und sich möglicherweise auf das gleiche Niveau eines Pöbels zu stellen.

So wie wir mit Ärger unterschiedlich umgehen können, gibt es auch Unterschiede bei der Wahrnehmung von Wut. Die eine kann bei einem Verkehrsstau ganz ruhig und gelassen bleiben, wo bei dem anderen hier schnell der Geduldsfaden reist. Das wir manchmal so schnell in die Luft gehen, hängt auch oft an unerfüllten Erwartungen. Versprechen wir uns zum Beispiel zu viel von Jemandem, zeigt dies oft, dass wir uns hier nur etwas vormachen. Wenn wir uns über Andere ärgern, dann sollten wir uns auch gleichzeitig fragen, ob die Anderen überhaupt die gleichen Meinungen vertreten wie wir selbst. Durch die Unterschiede verbergen sich dann häufig Missverständnisse, die sich nur durch Gespräche miteinander korrigieren lassen.

Ein weiterer Grund für die leicht entflammbare Wut in uns kann unter Umständen am geringen Selbstvertrauen liegen. Wenn wir uns nur schwer mit unseren Fehlern und Problemen auseinandersetzen können, macht uns das sehr verletzlich. Haben wir in der Vergangenheit geringe Akzeptanz erfahren, kann das unser Selbstzweifel immer weiter verstärken, wodurch dieser Mangel früher oder später im anderen Gewand erneut in Erscheinung tritt. In solchen Fällen sollte man sich dann fragen, was einem so in Wirklichkeit fehlt? Oder gibt es vielleicht irgendwelche Eigenschaften bei den Anderen, die uns zuwider sind oder die wir gerne bei uns selbst sehen würden? Sobald wir solche Fragen beantworten können, können wir auch an unserem Selbstwert arbeiten, indem wir offener damit umgehen.

Für eine Aufarbeitung der Wut-Ursachen können auch Selbsthilfegruppen eine gute Hilfe sein, um auch durch andere Erfahrungen sich der Wut zu stellen. Gleichzeitig können verschiedene Beruhigungsübungen hilfreich sein, um die Wut gut im Griff zu behalten. Sollte das alles nur wenig helfen, sind Coaches oder Therapeuten unter Umständen die bessere Wahl.