"In einem kurzem Moment raubt ein Ereignis mir die Kontrolle über mein Leben. Schon bald führt das zum Stillstand meiner Träume und Hoffnungen." So oder so ähnlich kann man eine traumatische Erfahrung mit Worten beschreiben. Es sind meistens zufällige Erlebnisse wie ein Autounfall, ein Biss von einem Tier, eine schwere Operation oder eine Trennung, die eine traumatische Wunde bei uns hinterlassen. Solche Ereignisse versetzen uns regelrecht in einen Schockzustand, der sich auch nach längerer Zeit nicht auflösen kann. Der Körper befindet sich in einer dauerhaften Ausnahmesituation, die durch permanente Anspannung geprägt ist. Es sollte daher niemanden wundern, dass ein solcher Zustand auf Dauer krank machen kann. Es ist auch schwierig von außen ein fremdes traumatisches Erlebnis richtig nachzuvollziehen, besonders weil es sich bei Jedem unterschiedlich ausdrücken kann. Aber auch am Verhalten selbst ist ein Trauma nicht immer direkt ersichtlich, vor allem dann, wenn man die vorherige Lebensgeschichte der Betroffenen nicht genau kennt.

Wenn jemand sich einfach nicht eingestehen möchte, dass das schlimme Ereignis Spuren hinterlassen hat oder die Verdrängung ein eigenes Bild der Realität zeichnet, so kann der unsichtbare Schmerz nicht nur einem selbst, sondern auch bei Leuten um einen herum Schaden anrichten. Streit oder Trennung können dann die Folgen sein, ohne dass Jemand die Schuld bei sich selbst suchen möchte. Ein Teufelskreis, der den traumatischen Zustand noch verstärken kann.

Ursprung traumatischer Erfahrungen kann sich ebenso während der Kindheit auffinden lassen. Ob durch kulturelle Erwartungen oder familiäre Konflikte, als Kind ist man gezwungen sich den Regeln und Normen seines Umfelds anzupassen. Denn nicht alle Bilder, die einem Kind abgespielt werden sind Folge eins glücklichen und beschwerdefreien Lebens. Natürlich sollte man ein Kind nicht einfach in Watte packen und erwarten, dass nur Wolken und Träume vom Fliegen in Erinnerung bleiben. Irgendwann muss sich schließlich jeder herangehende Erwachsene der Realität stellen. Doch je kleiner und unerfahrener der Mensch ist, desto zerbrechlicher sind ihre Vorstellungen, die ihnen zugemutet werden. Darum ist es nicht verwunderlich, dass ein längst abgehärteter und nur wenig schockierbare Erwachsene kaum nachempfinden kann, wo ein Trauma bei einem Kind ihren Ursprung findet. Diese Traumata bleiben dann im Unterbewusstsein gespeichert und tauchen immer mal wieder im neuen Gewand hervor, ohne dass wir wissen woher und aus welcher Zeit sie stammen.     

Darum ist ein Trauma nicht immer nur auf einen Augenblick zurückzuführen, sondern einer Folge von Lebenserfahrungen zu betrachten. Kommt irgendwann so ein schockierender Moment zustande, so kann die Rückführung zurück zur Realität bei Jedem unterschiedlich lange dauern. Ein wichtiger Schritt ist die zwischenmenschliche Ebene, wo ein intensiver Austausch das Trauma ans Licht bringt. Durch eine ehrliche Konfrontation wird das unbewusste bewusst gemacht und in den nächsten Schritten nach Lösungen gesucht, um damit leben zu können ohne dass es einen bei anderen Zielen ausbremst. Bleibt ein Ausweg jedoch aus und kann sich der Organismus nach einiger Zeit nicht selbst aus einem solchen seelischen Gefängnis befreien, bedarf es sinnvollerweise einer professionellen therapeutischen Unterstützung. Dabei geht es dann vor allem darum den Körper gezielt wieder in den sicheren Modus zu bringen.