"Als ich die Schule verließ, hatte ich das Gefühl einer Folterhölle entkommen zu sein". Eine solche Schlussfolgerung würde ein Opfer von Mobbing wohl sicherlich gut nachvollziehen können. Auch wenn sich die Meisten in ihrem Umfeld sicher fühlen, das was gemobbte Menschen durchmachen, will Niemand jemals er- oder durchleben müssen. Trotzdem findet das Mobbing nach wie vor statt, manchmal eher still und heimlich und manchmal sogar auf offener Bühne, damit möglichst Viele davon mitbekommen. Doch den meisten Menschen, die Zeugen solcher Erniedrigungen sind, fehlt es in der Regel an Mut um einzuschreiten und zu helfen. So müssen Mobbing-Opfer mit ihrem Schicksal alleine klarkommen, obwohl sie mit großer Sicherheit nichts getan haben, was die Schikanen rechtfertigen würden.

Ob der Schauplatz des Mobbings in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Cyberwelt stattfindet, bei allen Opfern führt es oft zu Selbstzweifeln, Isolation, Ängsten oder sogar einer Depression. Nicht selten versuchen sich die Geplagten etwas anzutun oder Schlimmeres. Wenn für Schüler die Schule zu einem Ort des Grauens wird, ist Schulschwänzen oder gar ein kompletter Schulwechsel oft der einzige Ausweg. Für Angestellte sind es die öfteren Krankschreibungen, die sie aus den Peinigungen ihrer Kollegen befreien. Denn Mobber sind nicht bereit für Verhandlungen. Sie fühlen sich nur stark, wenn sie über Jemanden stehen und fühlen sich angegriffen oder beleidigt, wenn ihr Spiel nicht aufgeht.

Für Mobbingopfer in dieser Lage fehlt es auch oft an Bezugspersonen, an die sie sich wenden können. Häufig ist es die Ungewissheit, ob man durch das Hilfeholen überhaupt das Richtige tut, weshalb man sich dann oft fragt:
"Liegt die Schuld vielleicht bei mir?",
"Wer wird mir da schon glauben?" oder
"Wird die Reaktion auf mein Hilferuf überhaupt angemessen sein?"

Leider fehlt den verantwortlichen Personen wie Lehrern oder Chefs es am nötigen Respekt gegenüber den Gemobbten. Versuchen sie die Lage dann noch runterzuspielen, ist die Enttäuschung umso größer. Darum kann es sinnvoll sein, wenn gleichgesinnte Mobbingopfer versuchen sich gegenseitig zu helfen. Nur wer das alles schon durchlebt hat, kann den Anderen in ähnlicher Lage am besten verstehen. Eine Möglichkeit wären Selbsthilfegruppen, wo die Opfer nachvollziehbar ihre Situation beschreiben können. Wenn das nicht hilft, sollte man überlegen auch Experten hinzuzuziehen. Denn Mobber sollte man nicht gewinnen lassen, indem man die Angst 'erneut gemobbt zu werden' akzeptiert oder indem man selbst zum Mobber wird. Mit etwas Geduld wird dann die ungerechte Welt hoffentlich etwas gerechter.