Gehen wir doch mal davon aus, dass es eine (wie in der Fachsprache genannt) "künstliche Superintelligenz" irgendwann geben wird. Diese KI-Form soll der Intelligenz von Menschen weit voraus sein und im Idealfall dem Menschen helfen können hochkomplexe Fragen zu beantworten oder auch neue Lösungswege zu finden. Doch eine solche Überlegenheit kann auch Risiken bergen, da der menschliche Verstand irgendwann nicht mehr erkennen kann, was diese Superintelligenz unter Umständen plant und beabsichtigt zu tun. Darum sollten ethische Fragen schon im Vorfeld geklärt sein, unter welchen Regeln und Maßnahmen die Entwicklung voranschreiten muss.
Verläuft alles nach Plan und eine solche kognitive Überlegenheit bleibt für den Menschen kontrollierbar, so entsteht hier offensichtlich nur ein Werkzeug, das uns lediglich bei irgendwelchen naturwissenschaftlichen oder industriellen Problemen helfen kann. Doch wie bei jeder neuen Technologie findet der menschliche Zuspruch dafür erst dann statt, wenn diese auch einen emotionalen Zweck erfüllt. Ein gutes Beispiel stellt hier der Film "A.I. – Künstliche Intelligenz" von Steven Spielberg dar, wo die künstliche Intelligenz durch einen kleinen Roboter-Jungen große Emotionen weckt. Ähnlich wie in der Geschichte von "Pinocchio" wird hier einer künstlichen Figur eine sehr menschenähnliche Seele eingehaucht, mit der sich eine Familie zum Großteil gut identifizieren kann. Wie schon so oft dienen solche Science-Fiction Erzählungen dann gerne als Basis für eine mögliche Realität.
Für den Fall, dass es irgendwann technisch machbar ist einer künstlichen Intelligenz Emotionen beizubringen, welche Voraussetzungen werden sonst noch für ein optimales Gelingen benötigt?
Facebook als Datenlieferant für künstliche mentale Intelligenz?
Wenn auch in eine etwas andere Richtung gedacht, könnte hier ein ähnlicher Ansatz verfolgt werden, wie es bereits im Jahr 2017 Facebook unternommen hat. In bestimmten Teilen der Welt hat diese Plattform einen Algorithmus eingesetzt (oder tut es noch immer), um mögliche Anzeichen für einen Suizidversuch mithilfe der (Chat-)Postings, Bildern oder Videos zu erkennen. Damit sollte präventiv eine Reaktion stattfinden können, damit es erst gar nicht zu einem Suizidfall kommt.Was nun aus Sicht der Privatsphäre einem Supergau gleichkommt, enthalten solche Daten auf der anderen Seite sehr große Einblicke in die menschliche Natur. Denn als Facebook zu den Anfangszeiten den großen Hype in der Vernetzung der Gesellschaft feierte, war die Definition von Datenschutz noch kaum bis gar nicht bei der Gesellschaft angekommen. Das führte schließlich dazu, dass Tabubrüche gerne mal übersehen wurden, was in manchen Fällen fast schon einer gläsernen Therapiestunde gleichkommen könnte.
Aus der heutigen Sicht sollte man sich hier auch den Einsatz von KI vorstellen, wo verschiedene Muster menschlichen Handelns ohne viele Einschränkungen analysiert werden und die Maschine lernt sich ähnlich wie ein Mensch zu verhalten. Besonders die Daten von Facebook können hier zur Verbesserung der Empathiefähigkeit der KI wohl am besten dienen. Das macht Facebook durchaus zu einem der besten Rohstofflieferanten für brauchbare KI-Konzepte. Sollten diese Daten tatsächlich genutzt werden und daraus eine mitfühlende KI entstehen, so kann es durchaus spannend werden, ob sie unter anderem auch für die Abwehr von Gefahren für Leib und Seele wirklich nützlich werden kann.
Erscheinungsbild für die künstliche Intelligenz
Für Trainingsdaten im emotionalen Lern-Kontext sind also Lösungsansätze möglich, doch wie sieht es mit der Peripherie aus? Muss die Technik wirklich bei den altbewährten Chips und möglichst viel Rechenpower verbleiben? Wie in der Wissenschaft üblich, stützt sich der Mensch gerne auf Beobachtungen und den messbaren Erkenntnissen existierender Konstruktionen. Zum Beispiel wird für den Bereich der KI auch die Funktionsweise des Gehirns herangezogen, um die künstlichen Denkprozesse auf ein ähnliches Niveau des Menschen zu bringen. Denn was in der Natur gut funktioniert, sollte sich doch in einer Maschine irgendwie nachbauen lassen?! Am Ende fehlen dann sicherlich noch die kreativen Ausreißer, bei denen die Lösungen auch mal etwas anders aussehen, als die Kopie von etwas, mit dem auch Andere etwas anfangen können.Doch um fair zu bleiben, muss man auch eingestehen, dass so einfach wie bei der Geschichte von "Dr. Frankenstein" der Mensch sich nicht einfach mal künstlich nachbauen lässt. Neben dem körperlichen Aufbau ist dann noch der seelische Wesenszug nach wie vor kaum erforscht. Denn schließlich formt sich der Mensch aus sehr vielen komplexen Einflüssen zu dem Individuum, den man nur im Bruchteil eindeutig beschreiben kann. Sollte es zum Beispiel gelingen, die künstliche Lebensform so aufzubauen, dass man auf den ersten Blick kaum den Unterschied zum Menschen erkennen kann, dann können schon allein die permanenten Beobachtungen oder ein geringschätzender Umgang ausreichen, dass sich dieses neue Wesen anders prägt und verhält, als es bei einem gedanklich freien Wesen möglich ist.
Ähnlich verhält es sich dann wohl auch mit den Ängsten, die wohl praktisch nicht existieren müssen, wenn im Bewusstsein der Gedanke an den Tod keine Gefahr für die eigene Existenz darstellt. Man könnte sogar meinen, dass diese Form des Wahrnehmung eigentlich gar nicht mehr vergleichbar mit der des Menschen sein kann. Wie kann es unter solchen Voraussetzungen dann noch möglich sein, dass sich der Mensch und Maschine auf Augenhöhe verstehen können?
Gegner und Freunde intelligenter Maschinen
Wie auch immer es uns dann irgendwann gelingen sollte, dass Roboter durch Gefühle eine gewisse Sympathie gegenüber den Menschen entwickeln können, so wie in den meisten Fällen werden sich ganz bestimmt auch viele Gegner finden lassen, die dieser neuen Ideologie zuwider laufen. Das wäre natürlich sehr nachvollziehbar, denn wer möchte schon einem Wesen vertrauen, dass von Jemandem erschaffen wurde, der nicht einmal sich selbst so richtig versteht und glaubt das Richtige für die Allgemeinheit zu geben?Wie in vielen Religionen oder Gesellschaftsnormen reichen oft nur kleine Unterschiede aus, um ein ganzes System in Frage zu stellen. Bei einer Maschine, die so viel in der Natur durcheinander bringen kann, wäre das wohl schon eine viel größere Dimension. Dadurch sollte es auch dann nicht lange dauern, bis sich die Abspaltung in mehrere Lager verschärft. Doch sollte die KI so viel intelligenter als der Mensch werden, so wird es mit Sicherheit schon bald keinen Aus-Knopf für diese Neuschöpfung mehr geben können. Dann wird sich der Mensch mit großer Wahrscheinlichkeit schon bald den Maschinen unterordnen müssen, ob es ihm gefällt oder nicht.
Eine weitere logische Konsequenz wäre dann wohl, dass der Mensch versuchen sich dann immer mehr der Maschine anzugleichen, in Richtung einer hybrider Mensch-Maschine Symbiose. Ab da wird es dann irgendwann immer schwerer zu erkennen sein, wo noch der Mensch anfängt und die Maschine aufhört. Die vermeintlichen Vorteile z.B. mehr oder besser sehen oder schneller denken zu können, ist einfach zu verlockend, als dass man diese Möglichkeiten nicht einfach versucht auszuschöpfen.
Mögliche Veränderungen des emotionalen Bewusstseins durch KI
Doch bevor wir uns auf eine solche Transformation einlassen, sollten wir uns vielleicht vorher fragen, ob es auch wert ist, dass wir unsere emotionalen Stärken durch einen möglichen Ein- und Ausknopf riskieren sollten? Denn die Fähigkeit zu Empathie, wie wir sie jetzt noch haben, macht uns schließlich auch trotz all seiner Fehler so einzigartig. Natürlich trägt der Mensch das Risiko mit sich, dass seelische Konflikte irgendwann jeden erwischen können, doch machen diese Erfahrungen nicht auch ein Stück vom sinnhaftem Leben aus?Wenn die Welt immer künstlicher wird und jede Sorge oder Angst sich durch z.B. virtuelle oder transzendentale Welten einfach beseitigen lässt, werden wir dann auch wirklich eine ähnliche Zufriedenheit verspüren können, wie es uns jetzt möglich ist? In einer Welt, wo offenbar alles irgendwie schon von alleine funktioniert, benötigt in einem anderen Lebensraum keine richtigen Beteiligung des Menschen. Und ohne bewusste Verantwortung kann man doch gleich alle launenhaften Wesen in verschiedenen Stimulanzien verweilen lassen, sodass seelische Konflikte nur noch in historischen Büchern zu finden sind.
Natürlich können wir es heute noch nicht richtig erahnen, wie uns die Technologien künftig verändern werden. Doch wenn wir ehrlich sind, so werden hilfreich Transformationen bereits jetzt schon eingesetzt. Zum Beispiel in der Medizin ist es der Herzschrittmacher, mit deren Hilfe ein Überleben für viele Menschen kaum vorstellbar wäre. Und bestimmt wird ein tiefgreifender Wandel in Kürze noch schneller stattfinden, als die Meisten es sich vielleicht wünschen würden. Andererseits hat der Mensch sich schon immer etwas langsamer an die äußeren Umstände anpassen wollen, bis es irgendwann zu einer leisen Norm wurde. Deshalb hoffen wir mal, dass der wohl unvermeidliche Wandel friedlich und reibungslos verläuft, in der die Koexistenz zwischen Mensch und einer (fühlenden) Maschine eher einer Freundschaft als einer Spaltung gleicht.